Fighting the Rain – Berlinmarathon 2010


Am letzten Septemberwochenende jeden Jahres wird in Berlin ein ganz besonderes Fest gefeiert. Es ist Marathonsonntag. Auch in diesem Jahr hatte ich mir vorgenommen, daran teilzunehmen. Meine frühzeitige Meldung dafür sicherte mir einen der begehrten Startplätze. Zehn Wochen vor dem Event hatte ich das systematische Training wieder aufgenommen. Bis zu 150 Wochenkilometer zählte ich.

Nun war es so weit: Sonntag der 26.09.2010 etwa 7:30 Uhr. Ich war auf Weg zum Start.

Dort angekommen ging es bereits sehr eng zu. Sehr viele Läufer waren durch die Zugangsschleusen gekommen. Jeder wollte zu seiner jeweiligen Gepäckabgabestelle.

Als ich an meiner angekommen war, stand mein befreundeter Zugläufer schon ungeduldig bereit. Nicht mehr lange bis zum Start, meinte er. Umgezogen war ich bereits und stopfte nun aufgeregt alle übrigen Kleidungsstücke in meinen Rucksack. Dann gab ich alles ab und los ging’s. Im Dauerlauf zum Startblock A. In diesem Jahr waren mehr als 40.000 Starter zum Berlinmarathon gemeldet und für mich war es das erste Mal im Startblock A. Im vordersten Startblock angekommen, blieben noch 8 Minuten. Wir standen gefühlt in Reihe 4 des riesigen Starterfeldes. Als die Favoriten namentlich aufgerufen wurden, war es ein besonderes Gefühl, so nah dabei zu sein. Die Bänder zur Abtrennung der Startblöcke waren inzwischen gefallen. Nun rückten die Läufer auf und füllten die wenigen Lücken in der Startaufstellung. Gleich war es so weit …

Der Startschuss fiel… Damit begann der 37. Real Berlin Marathon.
Wir liefen los, nahmen Geschwindigkeit auf und takteten den Laufrhythmus entsprechend der angestrebten Zielzeit. Vorbei an der Siegessäule in Richtung Ernst Reuther Platz, das Tempo stimmte, doch die Kleidung war bereits hier vom Regen durchdrungen. Es wird kein Spaziergang, dachte ich.


Im Vorfeld des Laufs hatte ich von 9 - 13 Grad, leichtem Sonnenschein ohne Wind geträumt. Tatsächlich sollte es der erste Regenmarathon seit 22 Jahren in Berlin werden. Entlang der Strecke befanden sich sehr viele Zuschauer und Bands, die für Stimmung und Antrieb sorgten. Berlin erobert dank seines Publikums, dem Titel „schnellster Lauf der Welt“ und seiner Zugehörigkeit zu den World Marathon Majors Jahr für Jahr mehr internationale Anerkennung. In diesem Jahr kamen fast 19.000 Startmeldungen aus dem Ausland. Unter ihnen allein 4 800 Dänen. Seit vielen Jahren säumen dänische Fans und Fahnen die Streckenränder.


Nach etwa 1:21 h passierte ich die Halbmarathonmarke. Eine persönliche Bestzeit sollte es also nicht geben. Das war mir bereits zu diesem Zeitpunkt klar.

Weiter führte die Strecke in Richtung des Wilden Ebers, der berühmten Partymeile des Berlinmarathons. Auf etwa 200 m stehen dort unglaublich viele Zuschauer. Sie verleihen den Läufern mit beeindruckender Stimmung Flügel.

Ab km 35 schwanden meine Kräfte, mit km 38 wurde das Rennen schwer und es galt nur noch sich durchzubeißen. Nach 2:47:51 h erreichte ich auf Platz 345. von 35 000 Finishern zufrieden das Ziel. Ein schöner Sonntag!

Ich denke, es geht nicht immer um persönliche Bestzeiten. Vielmehr um ein Beispiel für persönliche Zielsetzung. Blockierende Killerfragen wie: "Kann ich das schaffen?", "Was ist das für ein Aufwand?" oder "Lohnt sich das überhaupt?" stellen sich nicht, wenn ich ein Ziel habe.

Sich ein Ziel zu stecken, es Stück für Stück zu verfolgen, dafür zu arbeiten und über die Zeit etwas entstehen zu sehen, stellt eine besondere Motivation dar.


Knut Weinhold, 15.10.2010


 

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