Hallo !

Allgemein bekannt dürfte mittlerweile sein, daß mich nach dem Karlsruhe-Marathon das Lauffieber erfaßt hat. Als großes nächstes Ziel habe ich den renommiertesten deutschen Marathon in Hamburg ins Auge gefaßt. Sein Name "Hansaplast-Marathon" entspricht nicht ganz seiner Klasse, immerhin kann man sich im Notfall sicher sein, ordentlich eingepflastert zu werden. Am 21.4 werde ich also gegen Dieter Baumann, Johannes B. Kerner und sehr wahrscheinlich den National-Turnschuh Joschka laufen. Dieter hat vor lauter Angst gegen mich zu verlieren, das Höhenlager in Kenia sogar schon begonnen und konnte deshalb bei den deutschen Hallenmeisterschaften nicht teilnehmen.

Da ich jetzt seit einiger Zeit bei der LSG mitlaufe, habe ich jetzt auch mehr Ahnung von Traingsplänen erhalten. Diesmal gehe ich die Vorbereitung diszipliniert nach dem Greif-Plan an.

Dieser Plan sieht (wie eigentlich alle Marathon-Trainingspläne) den Long jog vor. Darunter versteht man Läufe um die 35km !

So lief ich letzte Woche von meiner Wohnung aus zum allsamstäglichen Laufrundentreff der LSG in Rüppurr. Dort stehen bei jedem Wetter dann zwischen 5 und 15 Leute. Wir laufen den Wattkopf hoch und zurück, insgesamt eine Strecke von 20km. Letzte Woche bei meiner ersten Teilnahme liefen wir bei sonnigem Wetter auf die Runde 1h 40min. Das Tempo freute mich, da ich gerne zügig vorausdopse. Während der Strecke wollte es keiner bekennen, am Ende wurde mir nebenbei gesteckt, daß man 15min schneller als sonst gewesen sei. (es war allerdings das erstemal, daß 3 der 5 schnellsten LSGler mitliefen) Mit dem Rückweg addierte sich der Weg auf 31km. Die letzten Kilometer waren aber entschieden länger, da ich kein Getränk mitgenommen hatte, fürs Frühstück keine Zeit mehr gehabt hatte und am Abend zuvor noch 15km gelaufen war, ohne danach zu essen. Immerhin ein Power-Gel hatte ich mitgenommen. Das Ekel-Zeug drückt man sich in den Rachen rein und ich kam mir so vor, als ob ich mich selbst mit einer Silikonmasse ausfugen würde. Erdbeer-Banane ist ein netter Name für den Geschmack, und soweit ist es wahr: Sicher kann man den Geschmack nicht einer einzigen schmackhaften Sache zuordnen !

Heute war ich dann richtig präpariert. Mit einem Gurt und einem halben Liter Wasser-Apfelsaft mit Mineraltablette drinnen war ich bestens ausgestattet. Außerdem frühstückte ich ausnahmsweise. Das Wetter hatte aber etwas gegen uns. Es pißte auf uns herab, doch aufgeben mußte nur unser Baumwollfreak, der langsam aufgeschwemmt wurde.

Bisher dachte ich immer Hunde seien die ärgsten Feinde des Läufers. Doch weit gefehlt ! Unser Weg führt am Hedwigshof vorbei. Dort macht eine Gans für jeden gezwickten Jogger eine Markierung in einen Baum. Mit tiefergelegten Kopf, das Maul als Zwickwerkzeug präsentiert, mit grimmiger Miene, soweit das ein Vogelgesicht zuläßt, watschelt sie fauchend auf uns zu. Letzten Samstag erwischte sie Judith. Heute kamen wir ohne Verluste vorbei, aber das Feld ergriff beim Hinweg nach einem besonders beeindruckenden Auftritt des Gänseviehs die wilde Flucht. Beim Rückweg erlaubte ich mir den Spaß, als sie sich schon auf uns zu bewegen wollte, durch zügiges Entgegenstürmen mit wedelnden, hochgerissenen Armen und ihr unbekannten Lauten, sie derart zu irritieren, daß sie zumindest für ein paar Minuten zu schmollen beschloß.

Für meinen Drang vorwärts haben meine Laufkollegen auch schon zügelnde Formulierungen gefunden: "Gel, Du läufst noch im regenerativen Bereich !". Das stimmte natürlich, aber die Anmerkung läßt ahnen, daß es nicht jedem immer so ging. Heute waren wir so 7min langsamer (also 5min20sec/km). Dann kam der härteste Teil: Die sogenannte Endbeschleunigung. Darunter versteht man, eine Reststrecke mit Marathontempo zu laufen. Bei mir waren das dann eine Trimm-Dich-Pfad-Runde in 10min. Summa 36km, der längste Lauf meines Lebens mit 3h 11min war dann bald geschafft. Das Kuriose: Vor einem Jahr fühlte ich mich nach einem 12km-Lauf genauso angestrengt ! Das Training hinterläßt seine Spuren. Diese Woche war (denn morgen werde ich ganz bestimmt keinen Finger rühren) die erste Woche meines Lebens mit über 100km (19+16,5+12+14+16,5+36 = 114). Glücklicherweise war von meinem großen Geburtstagsbankett am Donnerstag noch genügend übrig, so daß die Energiezufuhr schnell gewährleistet war.

Das auch Euch nicht der Spaß an der Sache vergeht Ortwin

PS: Solche langen Läufe werde ich definitiv nur bis zum Marathon laufen !

Soviel zu einer LSG-Teilgruppe, die auf die 24h-Laufmeisterschaften trainieren: Letzten Samstag meinte einer, daß so 30 schnellere Kilometer nach den 50 langsamen am Tag zuvor eigentlich ganz okay seien !