Der JUNUT
www.junut.de
239 km mit 7900 Hm auf dem Jurasteig, Zeitlimit 54 Stunden
12 Verpflegungsstationen im Abstand zwischen 10 und 27 km
2 Nächte ohne oder mit nur sehr wenig Schlaf, teilweise
schwierige Wegverhältnisse
Orientierung nach Wandermarkierung und/oder GPS
Warum macht man sowas?
Das ist eine Frage, die ich immer wieder gestellt
bekomme und die ich nie so einfach zu beantworten fand. Daher nutze ich jetzt
die Gelegenheit meine Gedanken nach dem Lauf zu sortieren und Antworten zu
finden.
Warum mache ich das? Was fasziniert mich daran? Ist es das Laufen in einer
wunderschönen Landschaft? Der Reiz ein gesetztes Ziel zu erreichen? Das
Ausreizen, wo die eigenen Grenzen sind und ob man sie noch verschieben kann?
Ein Abenteuer zu erleben?
Ja schon, aber das kann nicht alles sein, da muss noch mehr sein, denn so
ein Lauf ist nicht nur schön. Es gibt Phasen, da geht es einem verdammt
schlecht, gequält von schmerzenden Muskeln, Übelkeit, unendlicher Müdigkeit und
der Angst es nicht zu schaffen schleppt man sich dahin. Mit den Tränen kämpfend
sitzt man morgens um 4 Uhr an einer Verpflegungsstelle, völlig fertig und
entkräftet und hat vielleicht noch nicht einmal die Hälfte geschafft...
Was ist es dann?
Anfang Januar habe ich mit der Vorbereitung auf den
JUNUT begonnen, hatte tolle Unterstützung durch liebgewonnene Mitläufer/innen,
die mit mir bei jedem Wetter auf hügeligen und bergigen Strecken stundenlang
unterwegs waren. Das hat uns zusammengeschweißt und war meistens einfach nur
schön :-) Wir haben zusammen viel Spaß gehabt, haben stundenlang gequatscht und
gelacht und manchmal auch gelitten. Auf jeden Fall aber haben wir läuferisch
sehr voneinander profitiert.
Das ist das erste DARUM!
Irgendwann ist es dann endlich soweit. Zu siebt
treffen wir uns in Karlsruhe um mit zwei vollgepackten Autos gemeinsam ins
bayrische Dietfurt zu fahren. Die Vorfreude aber auch der Respekt ist allen
anzumerken. Wir fühlen uns als verschworene Gemeinschaft.
Angekommen in Dietfurt kennt man fast jeden, freut
sich, drückt sich und fühlt sich in der großen Ultrafamilie angekommen.
DARUM!
Dann der Start, endlich geht es los, die Spannung legt
sich, es fühlt sich gut an. Wir sind unterwegs und werden, wenn alles gut geht,
erst in ca. zwei Tagen wieder hier sein. Staunende, bewundernde Blicke von
Passanten, aufmunternde Rufe. Ja!
Das Feld sortiert sich, Grüppchen bilden sich, alleine
läuft kaum jemand. Der Alltag bleibt zurück, es gibt nur noch uns, die
Landschaft, die Strecke, immer Schritt für Schritt der nächsten Verpflegung
entgegen.
DARUM!
Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Helfer an
den Verpflegungspunkten ist fast grenzenlos. Sie opfern Ihre Zeit, stehen
stundenlang herum und versuchen uns bestmöglichst zu unterstützen. Sie sind mit
mindestens genauso viel Begeisterung dabei, wie wir Läufer und fiebern
sichtlich mit. An den kleineren Stationen gibt es eine große Auswahl an
Häppchen und Getränken, für jeden ist etwas dabei. An den großen Stationen gibt
es zudem warmes Essen, zum Teil liebevoll selbstgekochte Eintöpfe,
Kartoffelbrei, Nudelsalate, Kuchen... Dort gibt es auch Ruheräume wo
Schlafpausen gemacht werden können. Nach 80km in Matting macht die freiwillige
Feuerwehr Nachtschicht um die Läufer über die Donau zu schippern. Zwei
Physiotherapeuten stellen ihre Dienste unentgeltlich zur Verfügung, massieren
stundenlang müde Läuferbeine, und bringen so manchen Läufer wieder auf die
Strecke, der schon aufhören wollte. Am Ende sind sie genauso erschöpft wie die
Läufer. Besonders wertvoll ist ein aufmunterndes Wort, ein paar seelische
Streicheleinheiten oder auch mal ein kleiner Schubs in die richtige Richtung.
DARUM!
Unter den Läufern herrscht ein starkes
Gemeinschaftsgefühl. Die meisten laufen in kleinen Grüppchen. Man hilft und
unterstützt sich gegenseitig. Der Konkurrenzgedanke steht im Hintergrund (außer
bei den wenigen Topläufern), es geht in erster Linie darum die Strecke zu
bewältigen, und das geht gemeinsam wesentlich einfacher und macht mehr Spaß. Zusammen
geht man durch alle emotionalen Höhen und Tiefen, lacht und leidet miteinander.
Manchmal gibt es so besondere Momente, in denen man sich als perfektes,
zusammengewachsenes Team empfindet, wenn man auf schmalen Pfaden im gleichen
Rhythmus hintereinander herläuft, mal der eine, mal der andere das Tempo
angebend. Nachts kämpft man gegen die Müdigkeit und versucht sich mit
Gesprächen wach zu halten. Man macht eng nebeneinander im Ruheraum einer
Station unter dicken Decken eine kurze Schlafpause und geht dann wieder
zusammen hinaus in die kalte Nacht, immer weiter und weiter, der nächsten
Station und dem Ziel entgegen.
DARUM!
Manchmal ist man völlig am Boden und denkt es geht
nicht mehr weiter, kann sich nicht mehr vorstellen sich wieder aufzuraffen und
auf den Weg zu machen, würde sich am liebsten auf der bereitgestellten Liege an
der Heizung heulend unter die Decke kuscheln und aufgeben, nach noch nicht
einmal der Hälfte der Strecke. Und rafft sich dann doch wieder auf, dank lieber
Mitläufer und Helfer, die einem Mut machen und die richtigen Worte finden und
dank ungeahnter innerer Kräfte, die einen dazu bringen den Rucksack wieder
aufzusetzen und hinaus in den anbrechenden Tag zu gehen. Um dann nach ein paar
Kilometern zu merken, wie es wieder besser geht und wie mit dem anbrechenden
Tag die Kräfte und die Zuversicht wieder zurückkommen. Das sind ungeheuer
wertvolle Erfahrungen, die man über den Lauf hinaus mit in den Alltag nimmt.
DARUM!
Zu merken, was für Kräfte in einem stecken, zu was man
in der Lage ist, wenn man es nur wirklich will. Das Glück, das einen auf den
letzten Kilometern überkommt, wenn man merkt, dass man noch mal richtig Tempo
machen kann aus lauter Freude über die Gewissheit es zu schaffen und endlich
die ersten Häuser und den Kirchturm von Dietfurt wieder vor sich auftauchen zu
sehen... Dankbarkeit!
DARUM!
Nach ziemlich genau 2 Tagen (48:03h) im Ziel
angekommen festzustellen, dass es richtig gut gelaufen ist, dass wir es nicht
nur einfach geschafft haben, sondern auch noch gemeinsam auf Platz 2 bei den
Frauen und Platz 13 gesamt gelaufen sind.
DARUM!
Die Freude und Zufriedenheit bei der Abschlussfeier
und der Siegerehrung mit tiefgehenden emotionalen Momenten, die man nicht
vergisst.
DARUM!
Zuhause anzukommen mit einer tiefen inneren
Zufriedenheit. Körperlich erschöpft und müde, aber mit dem Kopf voller
Eindrücke, die sich erst einmal setzen und sortieren müssen.
DARUM!