Fidelitas Nachtlauf am 29.06.02
Geboren ward die Idee, am 80Km Nachtlauf teilzunehmen bei einem unserer Treffen im "Kaktus" am 24. April 2002. Jeder 20km, Start 17:00 Uhr und noch zwei Monate Vorbereitungszeit. Erstaunlich schnell war eine Staffel für einen der härtesten Ultraläufe zusammen.
Einfach mal mitmachen, mal schauen wie's geht. Als ungefähre Zeitvorstellung hatten wir uns auf 400 Minuten (6 Std. 40 Minuten) geeinigt, das müsste ohne zuviel Stress zu machen sein. Trotzdem wurde in den nächsten zwei Monaten tüchtig gelaufen und "Kilometer gekloppt" soviel es eben ging. Ein bisschen Bammel hatten wir ja schon.... Um es direkt zu sagen: alles ging gut, uns Läufern hat es riesig viel Spaß gemacht (obwohl oder weil es so anstrengend war) und mit unseren Zeiten und der Platzierung waren wir schließlich mehr als zufrieden. Jeder von uns war beeindruckt von der Leistung der Läufer, die die 80km alleine in Angriff nahmen. Die Strecke ist recht anspruchsvoll (40 km mit Steigungen auf 500m), war aber gut markiert und landschaftlich größtenteils sehr reizvoll. Hier nun das Ergebnis und anschließend kurze Berichte über die Eindrücke von den Etappen.
Christian Seidel | 1:24:41 | 17,0 km (?) | Rüppurr - Grötzingen |
Frank Tetens | 1:52:09 | 21,3 km | Grötzingen - Mutschelbach |
Karsten Altenburg | 1:24:32 | 18,1 km | Mutschelbach - Langenalb |
Thomas Schmidt | 1:49:06 | 23,6 km | Langenalb - Rüppurr |
Gesamt: 6:30:30 h | Platz 19 von 68 Staffeln |
1. Etappe - Christian
Nach dem geordneten Start (keine Drängelei) um 17:00, mit Startschuss vom Sportbürgermeister im Smart Cabrio, ging es eine Runde um den Sportplatz, raus, durch den Wald und noch mal ins Stadion, um sich einen frischen Applaus abzuholen. Es war entgegen allen Vorhersagen sehr sonnig und damit, wenn man nicht im Schatten war, sehr warm. Im anschliessenden Oberwald zog sich das Feld schnell auseinander. Auch die 80km-Läufer waren ungeheuer schnell dabei. Die Strecke war gut markiert mit rot-weissen Bändern so oft wie möglich, und an jeder Kreuzung deutlichen Pfeil- Markierungen auf der Erde. Nach der Wasserwerk-Brücke ging es, wie öfter während meiner Strecke, durch ein Industriegebiet (eine genaue Streckenbeschreibung liegt vor), was wirklich nicht so schön war. Auch war die Strecke sehr 'eckig', man musste immer gut auf die Markierungen achten, vor allem, weil es vorkam, dass vor und hinter mir niemand mehr zu sehen war. Die erste Etappe ist aber komplett flach. Nach dem Lauf durch Durlach und der ersten Station am Durlacher Bahnhof (8,9 km) hatte ich die ersten 80 km-Läufer eingeholt, die jetzt schon wieder langsamer wurden. Auf den Feldern Richtung Grötzingen war es dann wieder sehr warm. Dummerweise war nicht klar, wie lang die Strecke nun wirklich ist. Erst waren 17km genannt, dann 17,8km.
Aber auf den Wegen waren einige frische km-Markierungen, so dass ich bei der Markierung 17km davon ausging, dass ich noch 800m zu laufen habe (obwohl es noch ausserhalb von Grötzingen war, und offensichtlich keine Wechselstation in der Nähe war, ich kenne mich da aber überhaupt nicht aus) und gab noch mal alles. Wie die nächsten etwa 2km, auf denen ich dadurch aber nochmal 4 Leute überholt habe und, wie mir berichtet wurde, als 15. ankam und mein Wechsel-Hemd mit der Startnummer drauf an Frank übergeben habe.
2. Etappe - Frank
Da kam er angerannt, der Christian als 15.!! (was für eine Hypothek!!!) und sah noch recht frisch aus. Also trabe ich los, streife das Leibchen mit der Startnummer über und bin frohen Mutes. 21 Km, sooo viel ist das ja nun nicht. Die ersten 500m geht es durch Grötzingen, dann rechts um die Ecke und rauf. Klitzekleiner nicht enden wollender Hügel, so ungefähr 2Km lang (Keine Gewähr für die Richtigkeit dieser Angabe). Gott sei Dank im Schatten. Ein 80er überholt mich, wir wünschen uns viel Spaß und er bedauert mich, weil der Spaß bei mir ja schon so schnell vorbei sei! Während dem Anstieg überholen mich auch andere (bin halt keine Bergziege), und irgendwann gebe ich es auf, unsere Platzierung zu zählen. Endlich oben geht es aufs Feld und in die Sonne. Ganz schön warm aber ein tolles Panorama. Das ist dann schnell vorbei, es geht lange bergab auf gutem Untergrund, man kann es so richtig laufen lassen. Im Ort unten dann endlich die erste Getränkestation, 1/3 ist geschafft. Lustig geht der Weg dann immer mal wieder tüchtig rauf und runter, die Strecke ist gut markiert und überall stehen mal Leute die klatschen und Mut machen und auch die Läufer sind eigentlich alle ganz gut drauf. 2,5Km vor dem Ziel dann die letzte Verpflegungsstation. Warum bloß so kurz vorm Ziel, frage ich mich. Und weiß drei Minuten später Bescheid: es geht nochmal hoch, lange und steil. Ich kann der Versuchung, ein paar Schritte zu gehen, kaum widerstehen. Und dann geht's auch schon wieder runter nach Mutschelbach. Die Startnummer an Karsten übergeben und endlich Feierabend. Mein langsamster Halbmarathon bisher - aber auch der anspruchvollste. Und Spaß gemacht hat es.
3. Etappe - Karsten
Nach ausgiebiger Besichtigung von Mutschelbach (Achtung: wer hier noch Ballast abwerfen will, findet kein Klo!), bei schönstem Wetter, übergibt mir Frank das Wechselhemd mit den Worten Mach langsam, es ist bucklig!". Nach 1 km habe ich endlich kapiert, wie man sich das Hemd überstreift und es kann losgehen. Die Strecke ist überwiegend wunderschön, man läuft der Abenddämmerung entgegen, zum Genießen. Die Steigungen auf dieser Etappe halten sich in Grenzen. Es geht zwar nie bergab, die Anstiege sind aber flach und problemlos zu bewältigen. Am Anfang überholte mich einer, der schimpfte, dass ihr erster Staffelläufer nur Ersatz war, zudem (!) eine Frau, die dann auch noch Probleme bekam und Gehpausen einlegen musste. Ich bin froh, dass in unserer Staffel Teamgeist vor Ehrgeiz rangiert. Danach überholte mich keiner mehr, ich schätze, dass ich im Gegenteil etwa 10 Läufer eingeholt habe. Mein Respekt galt dabei den Einzelläufern, von denen einige immerhin schon mit einem Marathon in den Beinen sich doch ziemlich quälen mussten. Welch Genuss demgegenüber, schon nach 18 km, noch im Hellen, das Etappenziel in Langenalb erreichen zu können !
Mein Fazit: ein toller Spaß. Die dritte Etappe ist wunderbar, sie ist nicht so heiß wie die 1. , nicht so hügelig wie die 2. und nicht so dunkel wie die 4.
Mein Dank geht an Jasmin, die uns mit dem Auto zu den Etappenzielen begleitet hat, und natürlich an meine drei Mitläufer.
4. Etappe - Thomas
Meine Etappe hätte man mit einem Orientierungslauf, Schnitzeljagd und Camel-Trophy vergleichen können. Orientierungslauf weil es schnell dunkel wurde und die Waldwege immer mehr an Konturen verloren. Da nützte meine Funzel (Taschenlampe war Pflicht) auch nicht viel, so dass ich den Graf-Rhena-Weg ohne Einsatz der Lampe auf volles Risiko entlanglief. Meine Etappe führte von Langenalb bergab, über Marxzell, Fischweier, den Graf-Rhena-Weg entlang nach Ettlingen. Von da aus zur Hedwigsquelle ins Ziel beim TuS-Rüppurr. Die längste Etappe (23Km), aber dafür auch eine Strecke mit viel Gefälle.
Schnizeljagd, weil ich ständig auf die Wegmarkierungen (Rot-Weiße Bänder) die in Bäumen, Büschen oder an Verkehrsschilder hingen achten mußte. Weiße Pfeile, die zusätzlich auf dem Boden waren, konnte ich später wegen Dunkelheit und hoher Geschwindigkeit nicht mehr erkennen. So kam es, daß ich mich verlief, einen älteren Läufer (übrigens, der einzige Läufer den ich auf meinem Weg getroffen und überholt hatte) mit mir zog. Wir hatten uns dann plötzlich auf einer Landstraßenabfahrt wiedergefunden. Was läuft der mir auch hinterher!!!! Nach einigen Minuten war ich dann doch wieder auf dem rechten Weg und lief wie ein Uhrwerk die Kilometer runter. Ich fühlte mich in dieser Nacht supergut und hatte keine Probleme beim Laufen. Sämtliche Getränkestände hatte ich ohne Halt überrannt. Wofür ich später nach dem Lauf bezahlen mußte. Unwohlsein, Schwindel, kurz gesagt ich hätte kot... können. Also liebe Läufer seid gewarnt!!! immer trinken! Camel-Trophy, weil ich über aufgeweichten Waldboden, Äste, Geröll, durch enge Pfade, Asphalt laufen musste, ohne richtig zu sehen, wo ich eigentlich hintrete. In Ettlingen hatte sich die Feuerwehr für eine Laola aufgebaut. Ich bedankte mich während des Laufens mit einer tiefen Verbeugung. Überhaupt hatte ich die ganze Strecke keine Langeweile.
Also liebe Läuferinnen und Läufer, vielleicht haben wir im nächsten Jahr mehrere Staffeln am Start.
Liebe Grüße Rennschnecke Thomas
Christian vor.... | und beim Start |
Frank nach 21 Km | Thomas im Ziel |
Karsten letzte Vorbereitungen | ........da konnten sie schon wieder lachen. |